Mitten in der gesellschaftlichen und ökologischen Krise, versucht das Wagenplatzkollektiv Mumpitz in Winterthur einen konstruktiven und zukunftsfähigen Weg zu gehen.

In einer Zeit, in der Nachrichten über Kriege, autokratische Regierungen, rechtsradikale Parteien und die Klimakrise beängstigend schnell und erschlagend daherkommen, zieht in Winterthur ein neues Wagenplatzkollektiv von Brache zu Brache. Zum Trotz der multiplen Krise, macht sich das Wagenplatzkollektiv seit letztem Dezember mit seinen Bau- und Zirkuswagen auf den Weg herauszufinden, wie ein Leben jenseits von Ausbeutung (Lohnarbeit), Gewalt als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele (Justiz und Polizei) und Naturzerstörung aussehen könnte.
Nach ein paar Umzügen hat das Kollektiv nun eine ungenutzte, städtische Fläche im Nägelsee Quartier im Stadtteil Töss besetzt. Bis vor einigen Jahren wurde die Parzelle noch von Schrebergärtner*innen bewirtschaftet, die dann aber einem Bauprojekt weichen mussten. Seit das Bauprojekt nicht umgesetzt wurde, liegt das Land brach und die Brombeeren wuchern ungestört über die halbe Parzelle. Solange das Land nicht anderweitig genutzt wird, beabsichtigt der Wagenplatz hier zu bleiben.
Das Kollektiv setzt sich für ein lebenswertes, selbstbestimmtes und gutes Leben aller ein. Sich frei entfalten zu können und seine eigenen Vorstellungen und Wünsche umzusetzen, ist im heutigen politischen System der Schweiz nur wenigen zugänglich und in hohem Masse von Geld und Einfluss abhängig. Viele politische Bemühungen zielen heute darauf ab, die bestehenden Machtstrukturen und Eigentumsverhältnisse zu erhalten, wodurch sich die bereits für Viele spürbaren Krisen noch verschärfen werden.
Um ein gutes Leben für alle erreichen zu können gilt es daher, bestehende Muster aufzubrechen, alte Gewohnheiten in Frage zu stellen und neue Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit zu finden. Um solche Antworten überhaupt erst entwickeln zu können, braucht es Freiräume. Räume die weniger der kapitalistischen Verwertungslogik, biologischer Familienbanden und der Ausbeutung der Natur unterliegen. Das Wagenplatzkollektiv beginnt als Antithese zum Weltgeschehen damit, im Kollektiv zu leben, grundlegende Entscheidungen im Konsens zu treffen und einen bewussten und sparsamen Umgang mit Ressourcen zu pflegen.
Die Lebensweise in Bau- und Zirkuswagen ist bislang so nicht vorgesehen, was sich auch in den bestehenden Gesetzen und Vorschriften widerspiegelt. Das führt dazu, dass Bewohnende solcher experimentellen Wohnprojekte gezwungen sind sich am Rand der Legalität zu bewegen. De Facto wird die Wohnform kriminalisiert, ungeachtet der Bemühungen die Seitens der Wohnprojekte unternommen werden um legale Lösungen zu finden.
Im Fall des Wagenplatz Mumpitz beschränkt sich die zuständige Stelle der Stadtverwaltung bisher darauf, auf die bestehenden Bau- und Zonenvorschriften aufmerksam zu machen und droht mit massiver Repression.
Wagenplatzkollektiv Mumpitz